Geschichte

Aus der Chronik der Ringschule am Freiheitsring

von Margret Brück

Im Dezember 1908 beschloss der Gemeinderat die Errichtung einer katholischen Volksschule im Unterdorf Frechen. Es wurde ebenfalls festgelegt, dass nicht eine Lehrerwohnung gebaut werden sollte, „sondern hält es der Gemeinderat für zweckmäßiger und wichtiger, ein kleines Gebäude für eine Person zu erbauen, der die Reinigung und Beaufsichtigung (des) Schulgebäude nebst Nebenlager übertragen werden soll.“

Am 10. Oktober 1909 lagen die Pläne und der „Erläuterungsbericht zum Projekt einer neuen Volksschule mit Dienerwohnung und Abort im Unterdorfe in Frechen“ des Gemeindebaumeisters vor:

„Das Gebäude ist nach der vorerwähnten genehmigten Grundrissanordnung mitten auf dem Platz so gruppiert, so daß sämtliche Klassen von den ausreichend bemessenen Spielhöfen Licht und Luft erhalten. Diese Anordnung wurde weiter noch deshalb vorgenommen, damit die Schule von Geräusch (en) des Straßenverkehres sowie von der umliegenden Nachbarschaft nicht belästigt werden kann. Die Spielhöfe haben nach den Berechnungen auf dem Lageplane die nach den ministeriellen Bestimmungen erforderliche Größe. Auf demselben sind die Abortgebäude so angeordnet, daß eine Belästigung der Schulräume durch Geruch vermieden ist.

Die Ringstraße und die Rotkampstraße sind zur Zeit noch nicht vorhanden. Der Schulzugang geschieht von der ausgebauten und befahrbaren Hüchelner Straße über die zum Schulgrundstück gehörige Parzelle 1016/196.

Im Erdgeschosse sind angeordnet: 4 Knaben- und 4 Mädchenklassen, Turnhalle mit Nebenräume(n) Haushaltungsschule mit Nebenraum und Gartenausgang.

Im Obergeschoss sind vorgesehen: 4 Knaben- und 4 Mädchenklassen, Lehrmittel, Lehrer- und Konferenzraum über der Turnhalle, sowie eine Klasse für die Fortbildungsschule. Alle Klassen haben eine Größe von 10,00 x 6,50 m mit Ausnahme der Haushaltungs- und Fortbildungsschule für welche größere Räume notwendig sind. Die Raumgröße der Turnhalle ist mit 20 x 10,00 m bemessen. Die Treppenläufe sollen eine Breite von 2,50 m zwischen den Handläufen erhalten.“

Diese Pläne mussten dann – wahrscheinlich aus Geldmangel – aufgegeben werden.

„Das Schulgebäude liegt vorab noch ziemlich vereinzelt und muss deshalb zur Beaufsichtigung des Gebäudes mit Spielplätzen, deren Reinhaltung u.s.w. für einen verheirateten Mann eine Wohnung geschaffen werden. Die äußere Gestaltung ist in der gleichen Weise wie das Schulgebäude gedacht.“

Am 21. Januar 1910 erhielt der Unternehmer Wilhelm Lövenich zu Benzelrath aufgrund seines günstigsten Angebots über 22.641,30 M den Zuschlag für die Erd- Maurer- Zimmer-und Verputzarbeiten.

Schließlich wurde die Schule nach den modifizierten Plänen im Unterdorf fertiggestellt, so dass der Unterricht zum Schuljahr 1911 / 1912, am 25. April, in vier Klassen beginnen konnte. Erstmalig wurde auch die Anbringung einer elektrischen Lampe an einer Schule beschlossen, die „wie die Straßenlampen brennen sollte„.

Eh‘ die neue Schule kam,
man Vorlieb mit dieser nahm,
weit im Felde abgelegen, –
Eldorado den Kollegen.
ärger gab’s nicht, noch Verdruss,
denn man war ja weit vom Schuss.
(Lehrer H. Dahm)

1926 beschloss der Gemeinderat die „Unterdorfschule“ um vier Klassen auf acht Klassen zu erweitern und der Schule den Namen „Ringschule“ zu geben. Die Einweihung und Übergabe durch den Bürgermeister D. Toll und den Schulleiter, Herrn Boley, erfolgte am 10.09.1928.

Hierzu schrieb das „Frechener Tageblatt“ am 11.09.1928:

„Für die Jugend ist das Beste eben gut genug“

Zu unserem gestrigen Bericht über die Einweihungsfeier der hiesigen Ringschule tragen wir noch nach: ‚Für die Jugend ist das Beste eben gut genug‘, heißt ein guter, schöner Grundsatz. Und nach diesem Grundsatz handelte unsere Gemeindeverwaltung- und die Vertretung der Bürgerschaft. als sie einstimmig den Bau einer solchen Volksschule beschlossen, wie er uns nun an der Ringstraße entstanden ist. Fürwahr, es ist ein vorbildlicher Bau, eine wirklich vorbildliche Volksschule, nach den neuzeitlichen Grundsätzen erbaut.

Der Stolz, die ehrliche Freude aller Beteiligten kamen gestern bei der Einweihungsfeier dieser Schule klar und eindeutig zum Ausdruck. In dem sehr nett und geschmackvoll geschmückten Musiksaale der neuen Schule sah man eine stattliche Zahl geladener Gäste. Herr Bürgermeister Dr. Toll eröffnete die Feier. Er führte u. a. folgendes aus:

Die Schulfeier, die wir in frohgemuter Feierstimmung heute begehen, soll kennzeichnen den heutigen Tag als einen Freudentag für die Gemeinde Frechen. Mit wohlberechtigtem Stolze kann Frechens Bürgerschaft auf das mit großen Opfern geschaffene Werk blicken, für das der Leitspruch wegweisend gewesen ist: ‚Für unsere Jugend ist das Beste gut genug.‘ Bei der Besprechung der neuen Ringschule stellte Herr Dr. Toll an die Spitze den Dank an alle, die an dem guten Gelingen des Werkes ihren Teil beigetragen haben, voran die Gemeindevertretung , die durch einstimmigen Beschluss den Grundstein für dieses Werk schuf, dann an die Kölner Regierung, die durch Beihilfen die Arbeit erleichterte und endlich an die Schöpfer des Bauwerkes, die leitenden Architekten Noven und Willach aus Köln.

Manch anerkennendes Wort über die neue Ringschule haben wir in den letzten Wochen und Monaten gehört, von den verschiedensten Seiten. Fast kann man sagen, dass das Urteil aller ein einmütig gutes ist. Nur eine leise Kritik ist gehört worden, eine Kritik, die aber alles andere als berechtigt erscheint. Und sie geht dahin, ob bei dem Bau nicht manches als kostspieliger Luxus eingespart hätte werden können, ob des Guten nicht doch etwas zuviel geschehen sei. Da musste man sich vor allem dies vor Augen stellen: Die Volksschule bleibt die erste kulturelle Sorge für alle dafür Verantwortlichen in Stadt und Land. Er übergab dann dem Leiter der Ringschule, Herrn Rektor Boley die Ringschule, mit dem innigen Wunsche, dass reicher Segen die Arbeiten der Lehrerschaft an dieser Schule begleiten möge.

Wir sind, so fuhr er weiter fort, dessen wohl bewusst, dass wir nun den äußeren Rahmen, die Unterlage schaffen können. Der Geist ist es, der lebendig macht. Die Arbeit unserer Lehrerschaft entscheidet allein unserer Jugend Zukunft und Schicksal. Er dankte dann der Gesamtlehrerschaft der ganzen Gemeinde für die bisher geleistete Arbeit und verband hiermit die zuversichtliche Hoffnung, dass sie auch weiterhin getreu ihrem hohen Berufsideal in erfolgreicher Weise ihrem Dienst an de Jugend gerecht werden möge.

Nach dem erklärten Willen unserer Bevölkerung und insbesondere der Elternschaft dieser Schule, soll die Ringschule als katholische Volksschule in der katholischen Weltanschauung erziehen. Damit sind die Kinder, wandte Herr Dr. Toll sich an Herrn Pfarrer Hennes, in ganz besonderer Weise auch ihrer Obhut anvertraut als dem derzeitigen Pfarrherrn von St. Audomar. Möge das Doppelziel der Ertüchtigung der Kinder dieser Schule, zu Verantwortung bewussten Staatsbürgern und nützlichen Gliedern der Kirche in reichstem Maße erreicht werden.

Der Einweihungstag ist ein Markstein in der Entwicklung der Frechener Volksschule, er soll uns aber auch erneuter Ansporn sein, nicht nachzulassen in unseren Arbeiten zur Verbesserung der Schulverhältnisse in allen Ortsteilen, dann leisten wir Arbeit am Volke und an unseres Volkes Zukunft.

Im Namen der Staatsregierung und besonders des leider am Besuch verhinderten Herrn Regierungspräsidenten Elfgen nahm dann Herr Oberregierungs- und Schulrat Dr. Hilderscheid das Wort. Er sprach den Dank aus für die freundliche Einladung und bezeichnete den Tag der Einweihung als einen Tag freudigen Stolzes für die aufstrebende Gemeinde Frechen. 400 bis 500 Kinder , etwa ein Viertel aller Schulkinder der Gemeinde fänden hier gesunde frohe Räume, in denen gewiss auch zum Besten der Kinder und somit unseres Vaterlandes, des ganzen Volkes, gearbeitet werden würde.

Dann sprach, Herr Rektor Boley, der Leiter der neuen Schule, den herzlichen Dank aus an alle, die am Zustandekommen dieses großen Werkes mitgearbeitet haben. Er übernahm dann die vollkommen umgebaute, verschönte neue Ringschule mit der großen Hoffnung, dass sie werden möge eine Stätte des Heranwachsens von guten Menschen.

„Ein Lied der Kinder flocht sich ein. Dann gab Herr Pfarrer Hennes im Namen der Geistlichkeit seiner Freude Ausdruck über das Werk, das hier entstanden ist. Er betonte besonders das bisher immer herzliche Einvernehmen zwischen Schule, Kirche und Gemeinde innerhalb unserer Heimatgemeinde. Reicher Segen möge wachsen aus diesem Werk für Heimat, Vaterland und Kirche. Je ein Schüler und eine Schülerin trugen dann ein nettes Gedicht vor. Herr Dr. Toll sprach dann zum Schluß. Er forderte alle auf, das, was im Herzen lebendig sei auch laut zu bekennen und ein Hoch auf unser deutsches Vaterland braußte durch den Raum. Das Deutschlandlied schloss sich an.“

Am 29.03.1935 beschloss der Gemeinderat, die Schule in ‚Hans-Schemm-Schule‘ umzubenennen. Hans Schemm war ein nationalsozialistischer Pädagoge und führender Vertreter der nationalsozialistischen Erziehungslehre.

1945 erhielt die Schule wieder ihren alten Namen ‚Ringschule‘. In der unmittelbaren Nachkriegszeit diente die Schule kurzzeitig der Unterbringung von wohnungslosen Frechener Bürgern und ‚Displaced Persons‘ (Zwangsarbeitern) aus der näheren Umgebung.

Im Zuge der Umsetzung des Gesetzes zur Neuordnung des Volksschulwesens 1968 wurde aus der Ringschule eine zweizügige Katholische Grundschule, die dann 1982 vor dem Hintergrund einer drohenden Zusammenlegung mit der Severinschule zum Zwecke der Bestandssicherung in eine Gemeinschaftsgrundschule umgewandelt wurde.

Die ständig steigende Schülerzahl und der damit verbundene immer größer werdende Raumbedarf erforderte schließlich eine umfangreiche Erweiterung der Schule, nachdem man seitens der Verwaltung und des Rates den zunächst vorgesehenen Plan eines Umzugs in das Gebäude der ehemaligen Hauptschule Uesdofer Straße aufgegeben hatte.
1990 begannen die Planungen auf der Grundlage der Entwürfe der Architekten Geller & Müller, Euskirchen, die eine Erweiterung in verschiedenen Bauabschnitten vorsahen: Ein zum Altbaubestand passender Anbau, eine gründliche innere und äußere Renovierung des alten Gebäudes und die Errichtung einer Turnhalle.

Am 19. Januar 1994 wurde der Grundstein für den Umbau und die Erweiterung der Gemeinschaftsgrundschule Ringschule Frechen gelegt, am 29. März 1995 überreichte Bürgermeister J. Schaufuß dem Schulleiter Franz-Joseph Kiegelmann den Schlüssel für das neue Schulgebäude.

Mit der Fertigstellung der Turnhalle im nord-östlichen Bereich des Schulgeländes 1998 waren die Baumaßnahmen der zweiten großen Schulerweiterung nunmehr abgeschlossen.

In der Festschrift der Schule schreibt der Schulleiter, Franz-Joseph Kiegelmann:

„Schule ist immer Spiegel von Vergangenheit und Gegenwart – das gilt für Gebäude ebenso wie für pädagogische Inhalte, denn sie ist untrennbar verbunden mit den Menschen, die mit ihr zu tun hatten und haben. Das Gründungsjahr der Ringschule fällt in die ‚Wilhelminische Zeit‘, von deren Schulen uns zahlreiche bedeutende Schriftsteller wie Hermann Hesse, Thomas Mann und Erich Kästner in ihren Romanen und Lebenserinnerungen berichtet haben.
Einig waren sie sich in der Feststellung, dass Schule für viele ein Albtraum war, ein Ort der Qual, für Schüler, aber auch für viele Lehrer.

So waren auch die Schulgebäude vielfach Ausdruck der damaligen pädagogischen Inhalte, die ganz und gar auf Autorität und Unterwerfung angelegt waren. In seinen ‚Schriften für Erwachsene‘ beschreibt Kästner die Schulgebäude jener Zeit als ‚düster, dunkelrot oder schwärzlich-grau, steif und unheimlich. Die Schulen sahen aus wie Kinderkasernen.‘

Das traf sicher auch noch für den 1.Bauabschnitt der Ringschule von 1911 zu, obwohl der Planer mit seinen ursprünglichen Ideen einer hellen, kinderfreundlichen Schule seiner Zeit doch schon voraus war. Diese konnten dann im 2. Bauabschnitt 1928 dank der Einsicht der Verantwortlichen und der finanziellen Möglichkeiten der damaligen Gemeinde Frechen verwirklicht werden.

So können wir unser Jubiläum in einem Schulgebäude feiern, in dem sich die reformpädagogischen Ansätze der 20er Jahre widerspiegeln und das darüber hinaus nicht nur ein bedeutendes, sondern auch ein schönes Baudenkmal ist.“

Kunst an und in der Schule

An diesem Gebäude wird die Wandlung vom Historismus zur Moderne deutlich. Die Dachgaubenfenster und Segmentbögen an der Ost- und Westseite sowie der Treppengiebel sind Elemente des Historismus. An der Südfassade erkennt man Elemente des Jugendstils. Bemerkenswert ist die erkennbare Freude an Linien und differenzierter Wandgestaltung. Das Gebäude tritt aus seiner reinen Funktionalität heraus.

Das westliche wie das südliche Doppelportal wurden mit grünen Keramikplatten gestaltet. Als Gestaltungselemente dienen im westlichen Portal neben den Ornamenten ein sehr schön gestalteter Schlussstein und am südlichen Portal acht pädagogisch auslegbare Tierbilder ( Reliefs), z.B. der Affe mit dem Spiegel als Symbol für Eitelkeit, der Esel für Störrischkeit und die Ameise für Fleiß und eine Vollplastik als Symbol der Weisheit.

Im Gebäude befinden sich baugleiche Trinkbrunnen
aus rotglasierter Feinkeramik , die auf den Rückwänden mit einem Bilderfries mit Wassertieren und Pflanzen versehen sind.

Die Entwürfe und Modelle für die gesamte Feinkeramik an und in der Ringschule stammen von dem Kölner Künstler Franz Albermann. Hergestellt wurden sie in der Fabrik Kalscheuer & Co. unter dem Direktor Toni Ooms.

Bildnachweis: Festschrift 100 Jahre Ringschule (2011), Frechener Geschichtsverein (2012), Manuel Busch (2022) 

Ringschule Frechen